Mit Wikifolio als Trader Geld zu verdienen klingt erstmal nach einer spannenden Möglichkeit: Eigene Anlagestrategien entwickeln, öffentlich präsentieren und dafür im Erfolgsfall auch noch entlohnt werden. Doch was steckt wirklich hinter der Plattform? Und lohnt es sich, Zeit und Energie in den Aufbau eines eigenen Wikifolios zu stecken? In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen und zeige dir Schritt für Schritt, wie der Weg von der Registrierung über die Investierbarkeit bis hin zur Auszahlung deiner Erfolgsprämie aussieht. Dabei möchte ich dir nicht nur die Chancen aufzeigen, sondern auch die Stolperfallen, die dir als Trader begegnen können.
Inhalte
Was ist Wikifolio?
Wikifolio ist eine Social-Trading-Plattform, auf der Trader ihre Anlagestrategien in Form von virtuellen Musterdepots – den sogenannten Wikifolios – veröffentlichen können. Ähnlich wie z. B. bei eToro. Interessierte Anleger haben die Möglichkeit, über ein Zertifikat, das von der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (L&S) emittiert wird, in diese Strategien zu investieren.

Das Besondere daran: Als Trader erhältst du eine Erfolgsprämie, wenn Privatanleger Geld in dein Wikifolio investieren und dieses Gewinne abwirft. So entsteht eine Win-Win-Situation: Privatleute profitieren von deiner Strategie in Form von Rendite – der Wikifolio-Portfoliomanager erhält für seine Handelsidee eine Provision.
Wie werde ich Trader bei Wikifolio?
Der erste Schritt zum Geld verdienen mit Wikifolio ist die Anmeldung als „Trader“. Persönlich habe ich etwas Probleme mit dem Begriff „Trader“, da man die Bezeichnung zumeist mit kurzfristigen Handelsstrategien assoziiert. Weil Wikifolio die Bezeichnung jedoch selbst nutzt, möchte ich an dem Begriff auch im Rahmen dieses Artikels festhalten. Allerdings will ich klarstellen: Du kannst als Wikifolio Trader ähnlich wie ein langfristig orientierter Portfoliomanager agieren und musst nicht täglich Aktien, Anleihen und ETFs hin und her handeln. Einer solchen Strategie folge ich z.B. mit meinem Finanzpedale Wikifolio* auch.
Nun aber zurück zum Anmeldevorgang als Trader bei Wikifolio: Der Prozess ist unkompliziert, erfordert aber ein gewisses Maß an Seriosität und Vorbereitung.
1. Registrierung
- Zunächst ist eine Anmeldung auf der Plattform notwendig. Die Registrierung ist kostenlos und erfordert nur wenige persönliche Angaben (z. B. E-Mail & der vollständige Name).
- Jeder Trader erhält nach der Anmeldung einen persönlichen Account.
2. Erstellen eines Wikifolios
- Über den Account kann ein eigenes Wikifolio angelegt werden. Im weiteren Verlauf kannst du bis zu 8 Wikifolios investierbar machen.
- Für jedes Wikifolio musst du einen Titel, eine kurze Beschreibung der Handelsidee (z. B. langfristige Aktienanlage, kurzfristiges Trading, Themeninvestments) sowie deine Analysetechniken (z. B. Fundamental-, Chart-, Branchenanalyse etc.) angeben.

3. Erste Trades ausführen
- Nach der Erstellung können Trader sofort mit dem Handel im virtuellen Depot starten.
- Das Gute bei Wikifolio: Alle Transaktionen sind für andere Nutzer transparent einsehbar. Das unterscheidet die Wikifolios von klassischen Fonds, die meist nur abgespeckte Einblicke in das tatsächliche Anlageportfolio gewähren. Meist im Rahmen der Quartalsberichterstattung. Diese Transparenz birgt jedoch auch die Gefahr, dass Anleger die Strategie auf eigene faust nachbilden. Wenngleich ich ein solches Vorgehen für nicht sonderlich zielführend halte.
- Deiner Community kannst du mittels Kommentaren jeden Trade schlüssig erklären. Warum du z. B. die Tesla Aktie kaufst oder Abstand von Palantir hältst
4. Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufbauen
- Damit die Community und potenzielle Anleger Vertrauen gewinnen, ist eine klare Beschreibung deiner Handelsidee entscheidend. Deine Trades sollten diese Strategie dann auch in der Realität bestmöglich widerspiegeln.
Wikifolio investierbar machen
Ein virtuelles Musterdepot zu erstellen, ist der erste Schritt. Um jedoch tatsächlich mit einem Wikifolio Einnahmen zu generieren, musst du dein Wikifolio investierbar machen. Denn erst wenn Anleger über ein Zertifikat in das Wikifolio investieren können, besteht die Möglichkeit, eine Performancegebühr zu erhalten.
Der Prozess läuft in mehreren Schritte
1. Track Record aufbauen
- Bevor ein Wikifolio investierbar wird, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Hierzu zählen:
- Dein Wikifolio Musterdepot muss seit mindestens 21 Tagen bestehen.
- Du brauchst mindestens 10 Vormerkungen aus der Community für dein Wikifolio
- Das vorgemerkte Kapital muss dabei bei mehr als 2.500 € liegen.
2. Bewerbung zur Investierbarkeit
- Wenn die Voraussetzungen aus Punkt 1 erfüllt sind, kannst du als Trader die Handelbarkeit deines Wikifolios als Zertifikat beantragen. Hiermit machst du dein Wikifolio investierbar für deine Follower.
- Die Plattform prüft, ob die Angaben stimmig und die Strategie nachvollziehbar sind. Neben der Bestätigung deiner Identität (Nachweise via Kopie des Personalausweises) umfasst die Prüfung u. a. ein Telefonat mit einem Wikifolio Mitarbeiter, der dich über die spezifische Regulatorik eines Wikifolio Zertifikats aufklärt. Zudem dient der Call zur Abstimmung deiner Handelsstrategie. Die Beschreibung muss bestimmte Standards erfülle, damit eine Veröffentlichung des Zertifikats erfolgt. Z. B. darfst du keine konkreten Renditeversprechen angeben. Zudem solltest du die Details deiner Anlagestrategie stets im Konjunktiv verfassen.

3. Emittierung eines Zertifikats
- Nach erfolgreicher Prüfung deines Wikifolios wird ein Index-Zertifikat durch Lang & Schwarz emittiert. Um die Abwicklung kümmert sich das Team von Wikifolio. Du musst hier nicht weiter aktiv werden.
- Dieses Zertifikat bildet die Wertentwicklung deines Wikifolios nach und kann von Investoren über die Börse gekauft werden.
- Die Portfolio-Zusammensetzung des Zertifikats ähnelt dabei einem Investmentfonds. Allerdings handelt es sich bei Zertifikaten um eine Schuldverschreibung. Fonds zählen dagegen zum Sondervermögen. Daraus ergeben sich andere Risiken, wie z. B. die Abhängigkeit vom Emittenten (in diesem Fall Lang & Schwarz).
- Allerdings hat Wikifolio Vorkehrungen getroffen, um dieses Emittentenrisiko zu minimieren. So sieht die Besicherungslösung vor, dass Lang & Schwarz den Wert sämtlicher Wikifolio Zertifikate in Form von Wertpapieren und Barbeständen bei angeschlossenen Banken unterhält. Dies soll Anleger im Falle einer Insolvenz der Lang & Schwarz AG vor einem Verlust schützen.
4. Marketing und Sichtbarkeit
- Ein investierbares Wikifolio allein garantiert noch keine Investoren.
- Damit dein Wikifolio Anleger erreicht, brauchst du Reichweite und Sichtbarkeit.
- Werbemöglichkeiten bieten z. B. Social Media (Youtube, X, Instagram, Linkedin), Finanzforen (Wallstreet Online, Reddit) oder ein eigener Blog
- Zudem erhöhen Kommentare zu Wertpapieren und News auf der Wikifolio Plattform die Sichtbarkeit deines Wikifolios
Merke: Bei jeglichem Marketing solltest du immer von deinem Wikifolio bzw. Wikifolio Musterdepot sprechen. Bewirbst du hingegen das Wikifolio Zertifikat inkl. zugehöriger ISIN Daten drohen rechtliche Konsequenzen, da dies als konkrete Anlageempfehlung gilt

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So funktioniert die Wikifolio Erfolgsprämie
Der Schlüssel, um Geld mit deinem Wikifolio zu verdienen, ist die Performancegebühr bzw. deine Erfolgsprämie. Dabei handelt es sich um eine leistungsabhängige Vergütung, die sich an der Rendite deines Portfolios orientiert.
- Die Höhe der Performancegebühr legst du selbst vor der Emittierung deines Zertifikats fest. Nachträglich kannst du sie nicht verändern.
- Die Gebühr muss zwischen 5 und 30 % liegen
- Die Performancegebühr fällt nur auf realisierte Gewinne im Wikifolio an.
- Beispiel: Hat ein Wikifolio eine Jahres-Performance von 10 % erzielt und das investierte Kapital beträgt 100.000 € , entspricht das 10.000 € Gewinn. Bei einer Performancegebühr von 10 % liegt die Vergütung bei 1.000 €. Allerdings zieht Wikifolio je nach Größe deines Wikifolios 50 bis 70 Prozent als Serviceleistung ab. Hierauf gehen wir später im Detail ein.
Letztlich hängt die Höhe deiner Erfolgsprämie von drei Faktoren ab:
- Höhe des investierten Kapitals
- Höhe der prozentualen Performancegebühr (5-30 %)
- Rendite deines Portfolios
Um dir langfristig ein Einkommen mit deinem Wikifolio aufzubauen, solltest du deinen Fokus neben der Portfolio-Optimierung vor allem auf die Erhöhung des investierten Kapitals richten.
Es mag verlockend klingen, eine höhere Performancegebühr anzusetzen. Meiner Meinung nach schadet diese Strategie dir jedoch auf lange Sicht mehr, als das sie zum Erfolg führt.
Was ist die optimale Höhe der Wikifolio Performancegebühr?
Als Wikifolio Trader sollte es dein Ziel sein, den Markt zu schlagen. D. h. in jedem Fall zweistellige Renditen pro Jahr. Nur so generierst du einen wirklichen Mehrwert für Anleger, die in dein Wikifolio investieren. Mit einer langfristig orientierten Handelsstrategie sind hier Brutto-Rendite von 15 % p.a. denkbar.
Ich sage bewusst: Brutto-Rendite. Denn hiervon musst du noch die jährlichen Zertifikatskosten und deine Performancegebühr abziehen.
Hierzu eine vereinfachte Rechnung: Setzt du die anteilige Performancegebühr bspw. auf 30 % an, bedeutet das bei einer Brutto-Rendite von 15 % eine leistungsabhängige Fee von 4,5 %. Abzüglich der jährlichen Zertifikatsgebühr (0,95 %) läge die Netto-Rendite des Anlegers in diesem Beispiel bei 9,55 %. Meiner Meinung nach sind das extrem hohe Gebühren, wir bewegen uns hier teilweise über den Fees traditioneller Investmentfonds.
Setze als Wikifolio Trader lieber auf Fairness und Transparenz. Hierzu empfiehlt es sich, die Performancegebühr auf max. 10 % anzusetzen. Denn: So halten sich die Kosten für deine Community im Rahmen und eine Outperformance auf Netto-Basis ist deutlich leichter zu erreichen. Bei meinem Wikifolio habe ich die Gebühr auf 8 % eingestellt.
Es mag der deutlich anstrengendere und langwierigere Weg sein, deine Einnahmen über die Höhe des investierten Kapitals zu steigern, langfristig sollte sich die Strategie jedoch auszahlen. Denn für Anleger sind Wikifolios mit geringeren Fees deutlich attraktiver. Und es bleibt mehr für sie an Rendite hängen.
So erhältst du als Trader eine Auszahlung
Die Performancegebühren werden von Wikifolio gesammelt und regelmäßig an dich als Trader ausgezahlt. Der Ablauf gestaltet sich folgendermaßen:
Abrechnung der Gebühren
- Wikifolio berechnet die Performancegebühren laufend, sobald du mit deinem Portfolio Gewinne erzielst
- Die gesamte technische Abwicklung übernimmt das Team von Wikifolio.
Abzüge bei der Erfolgsprämie
- Wichtig: Die komplette Performancegebühr kommt nicht bei dir als Trader an
- Vor der Auszahlung vereinnahmt Wikifolio 50-70 % deiner Erfolgsprämie als Ausgleich für ihre Dienstleistungen
- Die prozentuale Abzugshöhe hängt vom investierten Kapital deines Wikifolios ab. Wikifolios mit höherem Volumen müssen weniger Abgaben leisten als kleinere Wikifolios
- Die genaue Staffelung sieht dabei wie folgt aus:
- Bis 10.000 € investiertes Kapital: 100 % Abzug
- 10.000 – 50.000 €: 70 %
- 50.000 – 125.000 €: 60 %
- > 125.000 €: 50 %
- Seit 2021 wird zudem die Umsatzsteuer von der Erfolgsprämie abgezogen. In Deutschland sind dies in der Regel 19 %
Auszahlung der Erfolgsprämie
- Die Gutschrift der Einnahmen erfolgt in regelmäßigen Intervallen direkt auf das Bankkonto, dass du in deinem Profil hinterlegst.
- Alle Einnahmen sind über das Trader-Dashboard unter der Rubrik „Meine Erfolgsprämie“ für dich einsehbar.
Vor- und Nachteile als Wikifolio Trader
Wie bei jeder Form der Geldanlage gibt es auch bei Wikifolio Vor- und Nachteile. Als Trader überwiegen für mich in Summe jedoch die Vorteile.
Vorteile
- Monetarisierung deiner Anlagestrategie
- Bei Wikifolio bist du dein eigener Portfoliomanager. Wikifolio gibt dir die Möglichkeit, damit Geld zu verdienen. Mit der Wikifolio Community erhältst du Zugang auf ein breites Anlegerpublikum, die als potenzielle Investoren für dein Wikifolio Musterdepot in Frage kommen.
- Freiheit bei der Portfoliogestaltung
- Bei der Auswahl der Wertpapiere (Aktien, ETFs & Anleihen) hast du freie Hand. Anders als Fondsmanager, die bestimmte Anlagegrenzen einhalten müssen (z. B. maximale Gewichtung einer Portfolio-Position), unterliegst du keinerlei Regeln.
- In meinen Augen bietet sich Wikifolio daher insbesondere für Trader an, die auf eine konzentrierte Portfoliostrategie setzen. Also z. B. Depots mit weniger als 15 Einzeltiteln. Privatanleger haben auf solche Portfolios ansonsten kaum Zugriff, das erhöht die Attraktivität für fokussierte Wikifolios.
- Mit meinem Finanzpedale Wikifolio verfolge ich eine solche Anlagephilosophie. In der Regel besteht das Musterdepot aus 7-10 Positionen. Dabei unterlaufen alle Investments zuvor eine ausführliche Deep Dive Aktienanalyse (z.B. Uber, Technogym und Betsson), die ich hier bei Finanzpedale veröffentliche.
- Steuerliche Vorteile bei Wertpapierverkäufen
- Anders als beim Handel in deinem Privatdepot fallen für dich als Trader beim Verkauf einer Wikifolio Position keine Steuern an. Diese Regel ähnelt der Struktur von Investmentfonds & ETFs. Für Trader, die besonders viel handeln, kann ein Wikifolio somit auch eine Alternative zum eigenen Aktiendepot sein.
- Allerdings: Beim Verkauf des Wikifolio Zertifikats fallen selbstverständlich Kapitalertragssteuern auf Gewinne an.
- Unkomplizierte Abwicklung bei der Auflage des Wikifolio Zertifikats
- Wikifolio erledigt alle regulatorischen & technischen Hürden im Hintergrund. Außer einem Telefonat zur Besprechung deiner Handelsidee und dem Nachweis deiner Identität musst du dich mit wenigen „bürokratischen“ Tätigkeiten beschäftigt. Ich war begeistert von dem reibungslosen Ablauf.
- So kannst du deinen Fokus voll und ganz auf die Verwaltung deines Wikifolios richten.
Nachteile:
- Hohe Abzüge
- Machen wir uns nichts vor. Einen wirklich guten Verdienst, der deinen Aufwand angemessen entlohnt, erreichst du erst ab einem sechs- bis siebenstelligen Investitionsvolumen. Das liegt auch an den hohen Gebühren, die Wikifolio von deiner Erfolgsprämie abzieht.
- Um das Volumen deines Musterdepots zu steigern, braucht es mehr als nur eine gute Anlagestrategie: Ausdauer, Marketing und Community Management sind hier mindestens genau so wichtig
- Wikifolios sind sicher kein Tool, um „schnell reich zu werden“. Mit der Zeit profitierst du jedoch ähnlich wie beim eigenen Investieren vom Zinseszinseffekt, der sich positiv auf das Volumen deines Wikifolios und dessen Erfolgsprämie auswirken sollte.
- Starker Wettbewerb mit tausenden anderen Tradern
- Zum heutigen Zeitpunkt sind über 33.000 Wikifolios registriert, wovon knapp 10.000 den Status als investierbares Zertifikat aufweisen. Um dabei hervorzustechen, sind Durchhaltevermögen und eine gute Anlagestrategie von Nöten.
- Keine Auszahlung von US-Dividenden
- Hältst du als Trader US-Aktien in deinem Wikifolio, profitierst du nicht von etwaigen Dividendenzahlungen der Unternehmen. Das drückt die Performance deines Portfolios und macht Investments in dividendenstarke Titel aus den Vereinigten Staaten unattraktiv.
Fazit: Lohnenswert, aber ein langer Weg bis zum Erfolg
Wikifolio bietet dir die Möglichkeit, dein eigenes Portfolio in ein öffentliches Investmentprodukt zu verwandeln – mit allen Chancen und Risiken. Auf der Habenseite stehen Freiheit bei der Umsetzung deiner Anlagestrategie, steuerliche Vorteile im Handel und die Chance, eine Community hinter dir zu versammeln. Dagegen sprechen hohe Abzüge, viel Konkurrenz und der lange Atem, den es braucht, um Privatanleger dauerhaft zu überzeugen. Mach dir also bewusst: Mit Wikifolio reich werden funktioniert nicht über Nacht. Aber wer Geduld, Disziplin und eine überzeugende Strategie mitbringt, kann sich hier durchaus ein zweites Standbein aufbauen.