Stell dir vor, du könntest mit deinem Geld nicht nur Rendite erzielen, sondern auch dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen. Genau das verspricht Impact Investing. Als Privatanleger kannst du mit Impact Fonds in nachhaltige Unternehmen investieren oder mithilfe von Impact Bonds Projekte wie den Bau von Schulen oder den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen.
Doch woher weißt du, ob dein Kapital tatsächlich den erhofften Nachhaltigkeitseffekt erzielt? Und welche Produkte halten tatsächlich, was sie versprechen? Es ist Zeit, einen genaueren Blick auf diesen noch jungen Markt zu werfen.
Inhaltsverzeichnis
Impact Investing ermöglicht es Privatanlegern, in Projekte zu investieren, die neben einer finanziellen Rendite auch messbare soziale oder ökologische Auswirkungen haben. Zwei zentrale Optionen sind Impact Fonds und Impact Bonds. Doch Vorsicht: Der Markt nachhaltiger Geldanlagen ist noch nicht vollständig etabliert. Vor allem die fehlende Transparenz bleibt eine Herausforderung.
Was ist Impact Investing?
Wenn wir nachhaltig und verantwortungsbewusst leben wollen, müssen wir unser Handeln im Alltag reflektieren:
- Sparen wir bei Ressourcen wie Wasser und Strom?
- Wie sieht unser CO2-Fußabdruck beim Thema Auto fahren aus?
- Engagieren wir uns ehrenamtlich für benachteiligte Gruppen?
Drehen wir das Rad weiter, stellen sich Nachhaltigkeitsfragen hinsichtlich der Geldanlage:
- Wohin fließen deine Investitionen?
- Was passiert mit deinem Geld?
- Fördern die Kapitalanlagen ökologische und soziale Projekte?
Der Impact Investing Ansatz beschäftigt sich mit diesen Aspekten. Geldanlagen mit „Impact“ zielen neben einer finanziellen Rendite auf eine ökologische oder soziale Wirkung ab. Dabei sollte der positive Effekt nachweisbar sein.
Die angestrebte Wirkung orientiert sich an den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen. Zu den Zielen zählen u. a. die Bekämpfung von Armut, die Förderung des Klimaschutzes und die Stärkung von Biodiversität.
Dennoch fehlt es Impact Investing an einer allgemeingültigen Definition. Erläuterungen z. B. seitens der Bundesinitiative für Impact Investing sind abstrakt formuliert. Eine klare Abgrenzung zu anderen Anlagestrategien fällt schwer.
Was ist der Unterschied zwischen ESG und Impact Investing?
Impact Investments beruhen auf den ESG Leitlinien, die ein ökologisches, soziales und verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen vorsehen. Mit einem ESG-basierten Investment bewirkt deine Kapitalanlage jedoch keine nachweisbaren Effekte in ökologischer oder sozialer Hinsicht.
Ein Impact Investment verspricht genau dies. Dein eingesetztes Kapital fließt zweckgebunden in Nachhaltigkeitsprojekte. Die Wirkung deines Investments soll anhand von Kennzahlen ablesbar sein. Beispielhafte Impact Investments sind Social Bonds, die für den Bau einer Schule genutzt werden.
Dennoch sind die Übergänge beider Nachhaltigkeitsstrategien fließend. Wenn es einen Unterschied zwischen ESG und Impact Investing gibt, dann liegt dieser in der Art der Kapitalverwendung. Bei Impact Projekten sind die Empfänger von Finanzmitteln zu einer zweckgebundenen Verwendung verpflichtet. Unternehmen mit einem guten ESG Score, die z. B. mithilfe neuer Aktien Kapital einsammeln, können diese Gelder hingegen ohne Vorgaben investieren.
Wie wird die nachhaltige Wirkung eines Impact Investments gemessen?
Wollen Impact Investments ihre positiven Effekte im ökologischen, sozialen und ethischen Kontext nachweisen, braucht es verlässliche Kennzahlensysteme.
Die Hauptaufgabe solcher Kennzahlen liegt in der Abbildung der 17 Sustainable Development Goals inkl. der 169 Unterziele.
Zur Bewertung des Impacts einer Investition bieten sich beispielsweise folgende Indikatoren an:
- Eingesparter Wasserverbrauch in Litern
- Recycelter Elektromüll in Kilogramm
- Anzahl neugebauter Schulen
- Anteil von Frauen in einer Führungsrolle
Die größte Herausforderung dabei ist der direkte Rückschluss auf die Investition. Es stellen sich Fragen, ob z. B. Bildungskredite für benachteiligte Frauen unmittelbar zu einer Erhöhung der Frauenquote in Unternehmensvorständen führen.
- Welchen Bemessungszeitraum sollten wir bei Impact Investments betrachten – 6 Monate, 3 Jahre, 10 Jahre?
- Wie gehen wir mit externen Faktoren um?
- Was ist, wenn z. B. politische Regelungen zur Erhöhung der Frauenquote parallel zum Bildungsprogramm auf den Weg gebracht werden – Ist eine 1:1 Impact Messung dann überhaupt möglich?
Meiner Meinung nach ist das Thema ungemein komplex. Zwar hat es in der jungen Historie viele Diskussionen rund um die Bewertung von Impact Investments gegeben, eine einheitliche Regelung suchst du jedoch vergebens.
In der Praxis gibt es mehrere Versuche, die Impact Investment Bewertung zu verallgemeinern. Die bekanntesten Standards sind:
- Impact Reporting and Investment Standards (IRIS+)
- Global Impact Investing Rating System (GIIRS)
- Social Return on Investment (SROI)
Persönlich habe ich meine Zweifel, ob sich eine Beurteilung mithilfe eines „objektiven Katalogs“ realisieren lässt. Eben, weil das Thema Nachhaltigkeit einen individuellen Interpretationsspielraum besitzt und der Einfluss externer Umstände schwierig zu beziffern ist.
Wobei wir hier unterscheiden sollten: Der Impact ökologischer Projekte lässt sich durchaus anhand zuvor aufgeführter Kennzahlen messen. Bei sozialen Maßnahmen sieht das meiner Ansicht nach anders aus. Die Bedeutung äußerer Faktoren ist schlichtweg zu groß, um einen direkten Zusammenhang von Investition und sozialem Erfolg abzuleiten.
Ein Beispiel hierfür sind die unterschiedlichen Bewertungskriterien, die einzelne Impact Fonds verwenden.
Das mag aus Sicht der Finanzanbieter verständlich sein. Für Privatanleger wie dich und mich erschwert es jedoch den Vergleich einzelner Fonds. Eine detaillierte Analyse der Produktdaten ist deshalb umso wichtiger.
Welche Impact Investments kommen für Kleinanleger in Frage?
Als Privatanleger hast du zwei Optionen, dein Geld gemäß der Impact Investing Leitlinien anzulegen:
- Impact Fonds
- Impact Bonds (Grüne & Soziale Anleihen, Mikrofinanzkredite)
Impact Fonds
Sprechen wir in Deutschland von einem Impact Fonds, wird darunter ein Fonds gemäß Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) verstanden. Umgangssprachlich bezeichnet man diese Anlageformen als „dunkelgrünen“ Fonds, weil sie innerhalb der Investitionsklasse als nachhaltigste Option gilt.
Die Offenlegungsverordnung der EU unterscheidet zwischen Artikel 6, 8 & 9 Fonds, wobei ein Art. 9 Fonds die strengste Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt. Ein Label als Art. 9 Fonds bringt jedoch Pflichten mit sich. Anbieter müssen die Einbindung ökologischer und sozialer Ziele als Teil ihrer Investmentstrategie nachweisen. Die Fonds berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte somit umfänglicher als z.B. der iShares Core MSCI World ETF.
Artikel 9 Produkte bestehen in der Regel aus nachhaltigen Aktien und Anleihen. Ein Beispiel hierfür ist der UmweltSpektrum Mix Fonds von der Umweltbank.
Was du jedoch nicht vergessen solltest: Bei Impact Fonds werden deine Gelder in grüne und klimafreundliche Unternehmen investiert. Willst du den Effekt deines Investments an einem konkreten Projekt mitverfolgen, bist du mit Impact Bonds besser aufgehoben.
Impact Bonds
Um dir den Einstieg in das Thema Impact Investing zu erleichtern, habe ich grüne & soziale Anleihen sowie Mikrofinanzkredite unter der Kategorie der Impact Bonds zusammengefasst. Einige Finanzinstitute nutzen den Begriff als Synonym für Social Impact Bonds. Lass‘ dich hiervon bitte nicht verunsichern.
Green Bonds, Social Impact Bonds und Mikrofinanzierungen verfolgen ein gemeinsames Ziel: Sie wollen dein Geld wirkungsorientiert investieren.
Der große Vorteil dieser Anleihen ist die Beobachtbarkeit des Nachhaltigkeitseffekts. So fließen die Finanzierungsmittel zweckgebunden in den Bau von Windparks oder die Errichtung neuer Schulen in Entwicklungsländern. Du weißt also, wofür du dein Geld konkret einsetzt.
Vor- und Nachteile von Impact Investments
Ich interpretiere Impact Investing als eine Zusatzoption für besonders nachhaltig orientierte Anleger. Impact Investments eröffnen dir die Möglichkeit, den Nachhaltigkeitseffekt deiner Geldanlage zu verstärken.
Der Grundgedanke hinter der Impact Investing Philosophie ist gut. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Nachteile zum aktuellen Zeitpunkt überwiegen. Speziell als Kleinanleger ist es schwierig, bei der Fülle an Konzepten & Richtlinien den Überblick zu behalten.
Im folgenden Abschnitt stelle ich dir meine Gedanken zu Vor- und Nachteilen von Impact Investments im Detail vor. Das soll dir bei der Entscheidung helfen, ob und in welcher Form du wirkungsorientiert anlegst.
Melde dich zum kostenlosen Finanzpedale Newsletter an
Vorteile wirkungsorientierter Geldanlagen
- Impact Investing bietet besonders nachhaltig orientierten Privatanlegern eine Alternative, die über ESG Investing hinausgeht.
- Speziell bei zweckgebundenen Finanzierungen kannst du die Nachhaltigkeitswirkung deiner Investition 1:1 verfolgen.
- Anders als bei Spenden erhältst du für deinen Kapitaleinsatz eine finanzielle Rendite.
- Der Markt für Impact Investing wächst schnell. Als Kleinanleger kannst du zukünftig ein breiteres Angebot an Finanzprodukten erwarten.
Nachteile wirkungsorientierter Geldanlagen
- Die Abgrenzung von Impact gegenüber ESG Investments ist selbst für Experten schwierig. An Stellen habe ich den Eindruck, dass Anbieter nur nach einem alternativen „Label“ suchen, um ihre Produkte für eine bestimmte Zielgruppe zu vermarkten.
- Du stößt auf eine breite Palette an Nachhaltigkeitsrichtlinien. Zumeist handelt es sich um freiwillige Normen. Es fehlt an einheitlichen und verpflichtenden Regeln. Das erschwert den Vergleich von Fonds, Anleihen und Co.
- Die Messung der Nachhaltigkeitswirkung eines Investments erfordert zusätzliche Ressourcen. So musst du z. B. bei Impact Fonds mit höheren Kosten als bei traditionellen Fonds rechnen.
- Greenwashing bleibt ein Problem bei nachhaltigen Geldanlagen. Das gilt ebenso für Impact Investments.
- Wirkungsorientierte Kapitalanlagen besitzen teilweise hohe Ausfallrisiken und wenig Transparenz. Mikrofinanzierungen für Kleinunternehmer aus Entwicklungsländern sind hierfür besonders anfällig.
- Das Impact Investing Angebot wächst. Die meisten Optionen sind jedoch weiterhin nur institutionellen Investoren mit hohen Mindestanlagesummen zugänglich.
Lohnt sich Impact Investing für Privatanleger?
Bei meiner Recherche zum Thema Impact Investing bin ich gelegentlich auf folgende Einordnung gestoßen:
„Impact Investing sei eine Möglichkeit, die Lücke zwischen Spenden und klassischem Investieren zu füllen.“
Für mich bedeutet das übersetzt so viel: Du investierst in wirkungsorientierte Nachhaltigkeitsprojekte und kannst dabei eine Rendite erwarten. Der Return kommt jedoch nicht an die Erträge traditioneller Anlagen heran.
Eine Einschätzung zur Performance von Impact Investments ist aufgrund des geringen Standardisierungsgrads schwierig. Es hilft, innerhalb der Anlageklassen zu unterscheiden.
So zeigt eine Studie des Global Impact Investing Networks (GIIN), dass Manager von Impact Fonds eine marktübliche Rendite anstreben. Das heißt, sie wollen mindestens eine gleichwertige Performance wie „normale“ Fonds erreichen.
Erste Untersuchungen der University of California belegen, dass Impact Investments solide Renditen erwirtschaften. Gegenüber klassischen Anlagen liegen sie jedoch zurück. Demnach kommen Impact Fonds auf eine durchschnittliche Performance von 6,4% p.a., während Non-Impact Fonds ca. 7,4% erzielen.
Nichtsdestotrotz sprechen wir hier von ansehnlichen Renditen. Weitaus mehr, als du z. B. mit Tagesgeld erreichen kannst. Zudem sollten wir uns die Ziele von Impact Investoren vor Augen führen. Ich glaube, dass solche Anleger einen kleinen Performance-Nachteil in Kauf nehmen. Wenn sie dafür im Gegenzug nachweislich zu einer nachhaltigeren Welt beitragen.
Fazit
Der Grundgedanke beim Thema Impact Investing stimmt. Anlegern mit strengen Nachhaltigkeitsprinzipien eröffnen sich Optionen, wirkungsorientiert zu investieren.
Die Umsetzung bleibt jedoch verbesserungswürdig. Zu wenig Transparenz, ein Meer an Nachhaltigkeitsstandards und große Interpretationsspielräume erschweren den Zugang zu Impact Investments.
Es zeigen sich Probleme, mit denen nachhaltige Geldanlagen generell kämpfen. In meinem Leitfaden zum nachhaltigen Investieren erhältst du weitere Ratschläge, wie du mit diesen Problemen umgehst.
Zusätzlich befindet sich der Impact Investment Markt in der Aufbauphase. Eine Reihe von Finanzprodukten steht nur für Investoren mit hohen Mindesteinlagen zur Verfügung. Für Privatanleger ist die Auswahl noch begrenzt.
Mein Tipp: Investiere nur in Produkte, die du verstehst. Beschäftige dich mit den Factsheets und prüfe die Nachhaltigkeitsprinzipien, die der Anbieter zur Impact Messung anwendet. Leider machen sich einige Finanzinstitute die Emotionalität des Nachhaltigkeitsthemas zunutze und verkaufen dir etwas, dass weniger grün & sozial ist, als es scheint.