Fundamentale Aktienanalyse: Die 7 wichtigsten Kennzahlen

Aktien zu kaufen, ohne die Substanz des Unternehmens zu analysieren, ist wie ein Buch nur nach dem Cover zu beurteilen. Wer langfristig erfolgreich investieren will, kommt an der fundamentalen Bewertung nicht vorbei. Sie zeigt dir, wie stark ein Unternehmen tatsächlich ist: von Gewinnen über Cashflows bis hin zur Eigenkapitalquote.

Für Anfänger mag der Dschungel an Zahlen zunächst überwältigend wirken, aber keine Sorge – die wichtigsten Kennzahlen lassen sich Schritt für Schritt verstehen und anwenden. In diesem Ratgeber nehmen wir dich an die Hand und zeigen dir, welche sieben Kennzahlen wirklich zählen. So lernst du, fundierte Entscheidungen zu treffen, statt dem Zufall oder dem lautesten Börsen-Tipp zu folgen.

Was bedeutet Fundamentalanalyse bei Aktien?

Leser meines Blogs wissen: Ich versuche so einfach wie möglich an die Aktienanalyse heranzugehen. Für mich steht immer das Geschäftsmodell und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens im Vordergrund.

Am langen Ende – bei der Entscheidung, ob wir eine Aktie kaufen oder nicht – kommen wir jedoch an einer ausführlichen Fundamentalanalyse nicht vorbei.

Im Fokus einer fundamentalen Unternehmensanalyse steht das Zahlenwerk von Firma XYZ. Das heißt, wir werfen einen Blick in die folgenden Dokumente:

  • Geschäftsbericht
    • Bilanz
    • Gewinn- und Verlustrechnung
    • Cashflow-Rechnung
  • Börsenkennzahlen (z. B. über Broker oder Finanzportale)
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Die Kunst der Fundamentalanalyse liegt darin, zu erkennen, welche Substanz hinter dem Geschäftsmodell steckt

  • Erwirtschaftet eine Firma nachweislich Gewinne?
  • Kann das Unternehmen die Erträge Jahr für Jahr steigern?
  • Wie sieht die Vermögensstruktur aus (eigenes Kapital, Schulden)?

Letztlich liefern uns die Fundamentaldaten aus Bilanz, GuV & Co. eine Vergangenheitsperspektive. Sie zeigen den Erfolg eines Geschäftsmodells in Zahlen. Dienen als quantitativer Maßstab.

Neben der Geschäfts-, Branchen- und Marktanalyse ist die Fundamentalbewertung der zentrale Schlüssel für eine gelungene Aktienanalyse.

Die Unterschiede zwischen technischer und fundamentaler Analyse

Als Anfänger stößt man ziemlich schnell auf zwei grundlegende Techniken, wie man Aktien analysieren kann:

  • Fundamentale Analyse
  • Chartanalyse bzw. Technische Analyse

Anders als die fundamentale Analyse steht bei der technischen Betrachtung der Kursverlauf einer Aktie im Mittelpunkt.

In der Regel nutzen kurzfristige Trader diese Methode, um Muster zu erkennen, die sie als Handelssignale interpretieren. Die Bandbreite ist dabei vielschichtig: Unterstützungszonen, 200-Tage-Linie, Trends u. v. m.

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Ich bin ehrlich. Als langfristig orientierter Anleger kann ich mit der technischen Analyse nicht viel anfangen. Das hat mehrere Gründe. In erster Linie steckt mir in der Thematik zu viel „Hokus Pokus“.

Warum? Nun ja. Am langen Ende blickt man bei der technischen Analyse auf einen Chart – den historischen Verlauf des Aktienkurses. Und schließt anhand der Struktur des Graphen auf die zukünftige Entwicklung.

Die tatsächlichen Geschäftsergebnisse und makroökonomische Trends bleiben bei der charttechnischen Betrachtung außen vor. Die Hypothesen stützen sich einzig und allein auf Kursmuster, die man auf Basis von Beobachtungen als Zukunftsindikatoren bewertet.

Mir ist das zu abstrakt.

Mein Standpunkt lautet: Langfristig handeln wir an der Börse Substanz und die zukünftige Entwicklung. Kurse steigen, wenn Unternehmen ihre Gewinne erhöhen. Schaffen sie das nicht, wird auch die Aktie schwach abschneiden. Da hilft auch ein „positives Chartmuster“ nichts.

Schritt-für-Schritt-Guide: So bewertest du eine Aktie als Anfänger

  1. Aktie auswählen
  2. Geschäftsmodell analysieren
  3. Branche & Wettbewerber bewerten
  4. Status Quo Zahlen überprüfen
  5. Bilanz & GUV Kennzahlen vergleichen
  6. Börsen KPIs berechnen & auswerten

1.    Aktie auswählen

Bevor du mit der Unternehmensanalyse startest, musst du zunächst eine Aktie auswählen. Zumeist analysieren wir eine Firma, wenn wir das Geschäftsmodell spannend finden und Potenzial für ein Investment sehen.

Bei der Suche nach interessanten Aktien führen viele Wege nach Rom. Ich nutze dabei vor allem die folgenden Inspirationsquellen:

  • Alltag
    • Welche Produkte haben mich zuletzt so richtig begeistert? Welche Firma steckt hinter der Idee?
  • Börsenindizes & ETFs durchstöbern
    • Schau dir die Liste an Unternehmen der bekannten Börsenindizes an (DAX, S&P 500, Nasdaq 100 etc.)Oft verstecken sich dort Titel, die bei uns für einen Aha-Moment sorgen. Die Geschäfte einiger Firmen hat man zunächst gar nicht auf dem Schirm
  • Finanzblogs, Podcasts, Bücher & Co.
    • Aktienanalysen & Vorstellungen angesehener Creator aus der Finanz-Bubble
    • Wichtig: Wie bei allen externen Quellen sollte man diese Ideen nur als Denkanstoß nutzen. Niemals würde ich Aktien blind nachkaufen. Selbst wenn der „Tipp“ von Warren Buffett käme.
  • Wikifolio
    • Welche Aktien handeln andere Investoren? Wie stellen sie ihr Portfolio zusammen?

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2.    Geschäftsmodell analysieren

Sobald du dich auf eine Aktie festgelegt hast, folgt der wichtigste Teil jeder Unternehmensanalyse: Die genaue Betrachtung des Geschäftsmodells. Ganz wichtig dabei: Du solltest das Produkt bzw. die Dienstleistungen der Firma verstehen. Folgende Fragen solltest du beantworten können:

  • Was sind die zentralen Umsatztreiber?
    • Wie genau erwirtschaftet das Unternehmen Erträge?
    • Welche Faktoren entscheiden über einen Ausbau des Geschäfts und der Margen?
  • Welche Alleinstellungsmerkmale zeichnet das Produktangebot aus?
  • Wo liegt der Mehrwert für den Kunden gegenüber der Konkurrenz?
  • Welche Kundengruppe spricht das Unternehmen an?
  • Wo liegt der geografische Fokus?

Mein dringender Rat: Solltest du nach ausführlicher Recherche diese zentralen Fragen nicht abschließend für dich beantworten können. Lass lieber die Finger von der Aktie. Erst recht, wenn das Geschrei um das Unternehmen in den Medien groß ist.

Um hier ein paar Beispiele zu nennen: Als Laie vermeide ich Einzelinvestments in Bereichen wie Medizintechnik, Cybersecurity oder Robotik.

Auch, wenn das allesamt interessante Zukunftsbranchen sind: Mir fehlt es am Know-how, ein abschließendes Urteil zu Wettbewerbsvorteilen, Produktdetails und Umsatzströmen zu fällen. Der Aufwand, mich in diese Bereiche sachgerecht einzuarbeiten, würde Monate in Anspruch nehmen.

Deshalb lautet meine Empfehlung: Schau dich in weniger komplexen Branchen um. Bestenfalls in Sektoren, in denen du dich auskennst. Für mich sind das z. B. Aktien wie Technogym (Sport & Fitness), Spotify (Musik-Streaming) oder Uber (Fahrt- & Essensdienst).


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3.    Branche & Wettbewerber bewerten

Gewissermaßen steht die Branchenanalyse im Einklang mit der Betrachtung des Geschäftsmodells. Um die Qualität einer Aktie zu beurteilen, musst du den Markt des Unternehmens kennen.

  • Welche Konkurrenten gibt es?
  • Was macht die Konkurrenz besser bzw. schlechter?
  • Welches Unternehmen stellt eine besondere Gefahr dar?
  • Wie sind die Marktanteile verteilt?
  • Gibt es Markteintrittsbarrieren – ggf. Duo- oder Oligopole?

Diese Perspektiven sind vor allem während der Haltedauer einer Aktie von Relevanz. Neben einem Monitoring des Unternehmens sollte man Innovationen und Marktentwicklungen auf dem Schirm haben.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Alphabet – der Mutter-Konzern von Google. Die Geschäfte laufen auf Basis der Zahlen super. Dennoch lauern im Zuge der KI-Entwicklung Gefahren einer Verschiebung von Marktanteilen. So bedrohen Anbieter wie ChatGPT & Perplexity die Zukunft der Google Suche – dem zentralen Geschäftsfeld von Alphabet. Als Aktionär muss ich solche Trends im Blick haben. Und die Gefahr bewerten können.

4.    Status Quo Geschäftszahlen überprüfen

Mit Schritt 4 beginnt die eigentliche Fundamentalanalyse – der quantitative Teil der Arbeit. Aufbauend auf deinen Erkenntnissen aus den Schritten 1 bis 3, wandert dein Blick auf das Zahlenwerk der Aktie. Im Konkreten heißt das: Du schaust auf den neuesten Geschäftsbericht von Firma XY – mit Fokus auf Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Kapitalflussrechnung.

Um einen generellen Überblick zu Umsätzen & Kennzahlen zu erhalten, eignen sich Finanzportale wie finanzen.net, Marketscreener oder InvestingPro*.

Nutze solche Tools bestenfalls als Startpunkt der Analyse und nur in Kombination mit den Investor Relations Unterlagen des Unternehmens (Geschäftsbericht, Investorenpräsentationen etc.).

Warum? Oft verbergen sich in den Zahlen Details, die nur anhand von Management-Kommentaren zum Geschäftsbericht klar werden. Das gilt z. B. für einmalige Effekte wie Abschreibungen, Neubewertungen oder Verkäufe von Beteiligungen.

5.    Bilanz & GUV Kennzahlen vergleichen

Eine Analyse absoluter Geschäftszahlen ist jedoch nur die halbe Miete. Du erhältst Infos zur Marge, dem Cash-Bestand oder dem Anteil einzelner Kostenblöcke (z. B. Administration, Marketing, Produktion).

Um deine Erkenntnisse zu vertiefen, solltest du die historische Entwicklung miteinbeziehen. Ich stelle mir dabei u. a. die folgenden Fragen:

  • Wie sah die Geschäftsentwicklung der letzten Jahre aus?
    • Wie hoch waren die Steigerungsraten beim Umsatz & Gewinn?
  • Inwiefern konnte das Management die Nettomarge anheben?
  • Wie hat sich die Anzahl ausstehender Aktien entwickelt (Stichwort: Aktienrückkäufe & Mitarbeiterprogramme)?

Was wir dabei nicht vergessen dürfen: Wir bewegen uns in der Vergangenheitsperspektive.

Fundamentale Daten zeigen die Historie. Sie dienen als Indizien für die Zukunft. Sie liefern aber noch lange keine Garantie für eine lineare Fortführung des Trends.

6.    Börsen KPIs berechnen

Ergänzend zur GUV- und Bilanzanalyse blicken wir im letzten Schritt auf gängige Bewertungskennzahlen. An der Wall Street sind die folgenden KPIs besonders relevant:

  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
  • Price Earnings Growth Ratio (PEG-Ratio)
  • EBITDA / Enterprise Value Multiple

Aussagekraft besitzen die Kennzahlen aber erst dann, wenn man sie einem Vergleich unterzieht. Einerseits über die historischen Werte des Unternehmens. Auf der anderen Seite via einer Gegenüberstellung mit den wichtigsten Wettbewerbern.

Pauschal deuten Kennzahlen unterhalb des Durchschnitts / der Benchmark auf eine Unterbewertung hin. Sie sind jedoch nur ein Indiz.

Aktien, einzig aufgrund einer historisch günstigen Bewertung zu kaufen, ist ein Trugschluss.

Meistens stecken Gründe wie eine Gefährdung des Geschäftsmodelle, Skandale und Management-Wechsel hinter besonders niedrigen Werten beim KGV, KBV und Co.

Kann man Aktien ohne Kennzahlen analysieren?

Dass die Betrachtung des Geschäftsmodells Vorrang genießt, bedeutet noch lange nicht, dass man eine Aktie ohne Kennzahlen analysieren kann.

Die Produktidee einer Firma kann noch so gut sein. Wenn das Unternehmen keine Gewinne erwirtschaftet, fehlt der langfristige Nutzen für die Investoren. Über kurz oder lang droht der Bankrott.

Für den Kauf einer einzelnen Aktie muss also immer das Gesamtbild stimmen. Dazu gehört:

  • Positive Zukunftsaussichten des Geschäftsmodells
  • Der historische Trend & die Prognose der Zahlen (Bilanz, GUV & Cashflows)
  • Bewertungskennzahlen im fairen Bereich (in Anbetracht der zu erwartenden Entwicklung des Unternehmens)

Auf welche Kennzahlen es meiner Meinung nach am meisten ankommt, klären wir im folgenden Abschnitt.

Die 7 wichtigsten Kennzahlen und ihre Bedeutung

  • Gewinnwachstumsrate
  • Gewinn je Aktie
  • Anzahl ausstehender Aktien
  • Free Cashflow
  • Eigenkapitalquote
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
  • PEG-Ratio

Gewinnwachstumsrate

Bei der Fundamentalanalyse wandert mein erster Blick immer auf den Gewinn.

Warum? Auf lange Sicht zeigt die Gewinnentwicklung die wahre Qualität eines Geschäfts.

Ein ambitioniertes Unternehmen sollte es schaffen, den Gewinn zweistellig pro Jahr zu steigern (über 10 %). Bestenfalls über 15 Prozent. Dabei verläuft die Entwicklung in der Regel nicht geradlinig. Ich spreche hier von Durchschnittswerten über einen Zeitraum von 10-15 Jahren.

Wesentliche Gewinntreiber sind der Umsatz und die Nettomarge. Der Schwerpunkt deiner Analyse sollte also in Richtung Geschäftsausbau und Effizienzpotenzial gehen.

Gewinn je Aktie

Als Aktionär ist nur ein solches Gewinnwachstum von Wert, dass sich in einem höheren Gewinn je Aktie (EPS) zeigt. Warum ich das sage? Der Jahresgewinn kann steigen, während das EPS stagniert.

In der Regel sind hierfür Mitarbeiterprogramme & Kapitalmaßnahmen verantwortlich. Das Unternehmen gibt neue Aktien an Manager, Mitarbeiter & Investoren aus, wodurch die Aktienanzahl steigt. So verwässert sich der Gewinn je Aktie.

Das heißt: Trotz absolutem Gewinnanstieg – derlei Vorgänge sind nämlich GUV-unwirksam – bleibt der Return des einzelnen Investors auf der Strecke.

Anzahl ausstehender Aktien

Das bringt mich direkt zu Kennzahl Nummer 3 – die ausstehenden Aktien. Bestenfalls sollte die Aktienmenge über die Jahre einen gleichbleibenden oder rückläufigen Trend (z. B. durch Aktienrückkaufprogramme) aufweisen.

Bei einer steigenden Anzahl ist hingegen Vorsicht geboten.

Merke: Trotz Aktienrückkaufprogrammen kann die Menge an ausstehenden Wertpapieren steigen. Bspw. bei hohen aktienbasierten Management-Vergütungen. Ein genauer Blick in den Geschäftsbericht ist deshalb immer empfehlenswert.

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Free Cashflow

Angelehnt an den Spruch „Nur Bares ist Wahres“, rate ich zu einer genauen Analyse des Cashflows. Sei dir bewusst – die Gewinnbetrachtung schließt Investitionsausgaben aus. Zudem werden zahlungsunwirksame Vorgänge wie Abschreibungen auf Vermögenswerte berücksichtigt.

Die Cashflow-Perspektive liefert den entgegengesetzten Blickwinkel. Sie zeigt, wie viel Cash ein Unternehmen tatsächlich erwirtschaftet. Nach operativen Ausgaben und Investitionen. Wir erhalten ein „ehrlicheres“ Bild der Geschäftstätigkeit.

Ziehst du die GUV und Kapitalflussrechnung gemeinsam heran, erhältst du ein ganzheitlicheres Bild der Ertragsfähigkeit.


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Eigenkapitalquote

Neben GUV & Cashflows darf die Bilanzanalyse nicht zu kurz kommen. Als Anfänger können Begriffe wie Goodwill, immaterielle Vermögenswerte verunsichern. Mein Tipp: Konzentriere dich zunächst auf die Kapitalstruktur der Bilanz. Im weiteren Verlauf erweiterst du dein Wissen zu einzelnen Posten.

Fragt man mich nach dem wichtigsten Bilanzposten, verweise ich immer auf das Eigenkapital. Oder besser gesagt: Die Eigenkapitalquote. Sie beschreibt das Verhältnis von Eigen- und Fremdmitteln zum Gesamtkapital.

Als Richtwert sollte das Eigenkapital bei >30 Prozent liegen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Unternehmen in Krisenzeiten schneller in Schieflage gerät. Z. B. durch höhere Zinszahlungen und eine geringe Kreditbonität. Der genaue Wert hängt jedoch maßgeblich von der Branche, Region & Strategie der Firma ab.

Auf der anderen Seite sind zu hohe EK-Quoten (75 % und mehr) nicht optimal. Fremdmittel sind effizienter & günstiger als eigenes Kapital. Auch aufgrund der steuerlichen Vorteile. Hohe EK-Quoten suggerieren eine geringe Risiko- und Innovationsbereitschaft der Unternehmen.

Kurs-Gewinn-Verhältnis

In puncto Bewertungs-Multiples möchte ich mich in dieser Auswahl auf zwei KPIs beschränken. Eine der Kennzahlen ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – womöglich der bekannteste Maßstab zur Bewertung einer Aktie.

Das KGV setzt die Marktkapitalisierung (Anzahl ausstehender Aktien x Aktienkurs) in Relation zum Unternehmensgewinn. Rückschlüsse erlaubt das KGV im Rahmen eines historischen Vergleichs oder einer Konkurrenzanalyse.

Wir sprechen von einem simplen Bewertungsmodell. Einem Ansatz, der häufig Kritik erfährt. Dennoch ist es das am meisten verbreitete Multiple. Investoren, Analysten & Finanzjournalisten schauen auf das KGV. Und diese Massentauglichkeit macht es speziell aus börsenpsychologischer Sicht so interessant.

Wenn ein Großteil die Kennzahl bei der Kaufentscheidung berücksichtigt, lässt das bei Unter- / Überbewertung Rückschlüsse auf zukünftige Kursbewegungen zu.

PEG-Ratio

In eine ähnliche Richtung geht die Price-Earnings-Growth (PEG) Ratio. Sie setzt allerdings das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation zum Gewinnwachstum.

So beträgt die PEG-Ratio bei einem KGV von 15 und einem Gewinnwachstum von 10 Prozent 1,5 (15 / 10 = 1,5).

Als besonders „günstig“ gelten PEG-Ratios mit einem Wert unter 1. In der Börsenrealität findet man solche Werte jedoch äußerst selten (z. B. die Glücksspiel-Aktie Betsson). Als groben Richtwert orientiere ich mich bei der Analyse deshalb an einer maximalen PEG-Ratio von 2.

Bestenfalls nutzt du bei der Bewertung Zukunftsprognosen. Hierfür eignet sich eine Kombination aus Analystenschätzungen, Unternehmensschätzungen und eigenen Annahmen. Ein solches Vorgehen bietet sich insbesondere für Large Cap Aktien an, da du hier mehr Daten zur Verfügung hast als bei kleineren Firmen.

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Überschätzte Indikatoren bei der Fundamentalbewertung

Konzentriere dich bei der Aktienanalyse auf weniger Kennzahlen und studiere diese ausführlich. Zu viele KPIs verwirren meiner Meinung nach – gerade als Einsteiger. Außerdem ist der Wert vieler Börsenkennzahlen überschätzt.

Zu nennen wären hier unter anderem zwei Richtgrößen:

  • Dividendenrendite
  • Kurs-Buchtwert-Verhältnis

Dividendenrendite

Hoch angepriesen. Nutzen überbewertet.

Das trifft auf das Thema Dividendenrendite zu, welche die jährliche Ausschüttungsmenge in Relation zur Marktkapitalisierung setzt. So genannte „Dividendenjäger“ halten Ausschau nach Aktien, die 3 % oder mehr pro Jahr abwerfen.

Dabei ist die Aussagekraft einer hohen Dividende begrenzt. Oft kann man sie gar als Warnsignal interpretieren. Denn: Im Worst Case schüttet das Unternehmen so hohe Dividenden aus, dass sie den Gewinn übersteigen. Die Ausschüttung wird also aus der Substanz gezahlt.

Oder der Unternehmenswert ist derart gesunken, dass die Dividendenrendite aus der vergangenen Periode besonders hoch erscheint. Zumeist kämpft der Konzern mit operativen Problemen und es ist zweifelhaft, ob man das Dividendenniveau zukünftig aufrechterhalten kann.

Zumal Dividenden ohnehin aufgrund steuerlicher Nachteile gegenüber Aktienrückkäufen unterliegen.

Lass‘ dich von einer hohen Dividendenrendite also nicht blenden und schau‘ genauer hin.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

In früheren Jahren war das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) ein beliebtes Mittel zur fundamentalen Bewertung einer Aktie. Dabei wird der Buchwert (Bilanzsumme) in Relation zur Marktkapitalisierung gesetzt.

Von einer Unterbewertung spricht man, wenn der Wert unter 1 liegt. Die Aktie handelt dann an der Börse unter ihrem Buchwert. Bei produzierenden Gewerben mit hohem Anlagevermögen (z. B. Maschinen) mag die Kennzahl weiterhin wertvoll sein.

In Zeiten von künstlicher Intelligenz, Software & Co. bewegt sich der Trend aber immer mehr hin zu Tech-Firmen. Die Vermögenswerte solcher Technologiekonzerne bestehen vor allem aus immateriellen Posten, Patenten und Co. Allesamt Bilanzposten, deren Bewertung deutlich komplexer und weniger repräsentativ erscheint. Das senkt in meinen Augen die Aussagekraft des KBV.

Fazit – Mach es nicht zu kompliziert

Was du aus diesem Beitrag unbedingt mitnehmen solltest? Eine Aktienanalyse braucht einen fundamentalen Blickwinkel. Das heißt: Neben einer qualitativen Betrachtung (Geschäfts- und Marktanalyse) braucht es eine Bewertung von Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Cashflows.

Gerade als Anfänger kann diese Zahlenflut ziemlich herausfordernd sein. Aber „Mehr“ ist nicht immer „Mehr“. Fokussiere dich zunächst darauf, dass du das Geschäftsmodell und den Markt verstehst. Anschließend kümmerst du dich um die wichtigsten Kennzahlen:

  • Gewinnwachstumsrate
  • Gewinn je Aktie
  • Anzahl ausstehender Aktien
  • Free Cashflow
  • Eigenkapitalquote
  • KGV
  • PEG-Ratio

Mit der Zeit vertiefst du dein Know-how und erlangst ein Gespür, welche KPIs Relevanz für deine Analyse haben. Jeder Anfang ist schwer. Wichtig ist, dass wir starten. Das gilt auch für die fundamentale Aktienanalyse.

Disclaimer: Keine Anlageberatung oder -empfehlung.

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Über den Autor

Niklas Licher

Seit 2019 investiere ich mein Geld an der Börse. Auf meinem bisherigen Weg musste ich feststellen, welch geringen Stellenwert das Thema Finanzbildung in Deutschland genießt.

Mit Finanzpedale möchte ich euch auf Basis meiner Erfahrungen den Zugang zu den Kapitalmärkten erleichtern.